Beim Landschaftspflegetag wirkten Mitarbeitende des Regierungspräsidiums Stuttgart im Naturschutzgebiet „Oberer Berg“ tatkräftig mit. Gemeinsam mit dem Landschaftserhaltungsverband und der unteren Naturschutzbehörde Göppingen pflegten sie die artenreichen Wacholderheiden – zum Schutz seltener Arten. Am 9. Oktober 2025 kamen Mitarbeitende des Regierungspräsidiums Stuttgart zu ihrem jährlichen Landschaftspflegetag ins Obere Filstal. Regierungsvizepräsidentin Sigrun von Strauch und Bad Ditzenbachs ...
Beim Landschaftspflegetag wirkten Mitarbeitende des Regierungspräsidiums Stuttgart im Naturschutzgebiet „Oberer Berg“ tatkräftig mit. Gemeinsam mit dem Landschaftserhaltungsverband und der unteren Naturschutzbehörde Göppingen pflegten sie die artenreichen Wacholderheiden – zum Schutz seltener Arten.
Am 9. Oktober 2025 kamen Mitarbeitende des Regierungspräsidiums Stuttgart zu ihrem jährlichen Landschaftspflegetag ins Obere Filstal. Regierungsvizepräsidentin Sigrun von Strauch und Bad Ditzenbachs Bürgermeister Herbert Juhn begrüßten die Helferinnen und Helfer vor Ort. Zusammen mit Kolleginnen und Kollegen des Landschaftserhaltungsverbands und der unteren Naturschutzbehörde beim Landratsamt Göppingen wurden Grasschnitt und Gehölze von den Heideflächen im Naturschutzgebiet „Oberer Berg“ bei Bad Ditzenbach entfernt.
Regierungsvizepräsidentin Sigrun von Strauch,die neben den zahlreichen Helferinnen und Helfern ebenfalls beim Einsatz mithalf,betonte die Bedeutung der Landschaftspflege: „Das Obere Filstal,in dem auch das Naturschutzgebiet Oberer Berg liegt,ist eine herausragende Erholungslandschaft mit vielen Naturschutzgebieten. Damit sie in ihrer Vielfalt erhalten bleibt,braucht sie kontinuierliche Pflege – insbesondere die Wacholderheiden. Einen erheblichen Teil leisten die Schäfereien mit ihren Schaf- und Ziegenherden. Doch an manchen Stellen müssen wir von Hand nachhelfen. Das Regierungspräsidium trägt Verantwortung für die Naturschutzgebiete. Unser heutiger Einsatz trägt dazu bei,Lebensräume für seltene Arten wie Orchideen oder den seltenen Libellen-Schmetterlingshaft zu sichern – denn ihre Existenz hängt vom Erhalt offener Heideflächen ab.“
Gerade am Beispiel des Libellen-Schmetterlingshafts wird deutlich,wie wichtig die Offenhaltung der Wacholderheiden ist. Der in seinem Bestand bedrohte Netzflügler,der im Naturschutzgebiet „Oberer Berg“ eines seiner wenigen Vorkommen hat,legt seine Eier nur an trockenwarmen Hängen an freistehenden Pflanzenstängeln ab. Hier sind die Eier vor zu viel Feuchtigkeit geschützt und nur hier gelangen sie – mit der zusätzlichen Wärme durch die Rückstrahlung vom Boden – zur Reife. Auch die erwachsenen Schmetterlingshafte benötigen lichte,sonnige Areale,um ausreichend Nahrung zu finden. Bei Sonnenschein schwirren sie umher,um kleine Insekten im Flug zu fangen.
Den jährlichen Landschaftspflegetag im Oberen Filstal veranstaltet das Regierungspräsidium Stuttgart seit 2008. Im Mittelpunkt steht dabei meist – wie auch dieses Mal – die Pflege der Wacholderheiden,die an manchen Stellen zuzuwachsen drohen. Zu viele Gehölze ersticken und verdrängen auf Dauer die lichthungrigen Pflanzen und Tiere der Wacholderheide. Deshalb müssen sie regelmäßig entfernt oder ausgelichtet werden. Die Offenhaltung der Wacholderheiden wird seit Jahren durch örtliche Schäfer und den Landschaftspflegetrupp des Regierungspräsidiums Stuttgart gewährleistet. Die Kombination aus Beweidung und Mahd schafft unterschiedliche Nutzungsstrukturen – und fördert so den Artenreichtum.
Der Einsatz am „Oberen Berg“ war körperlich fordernd: Der Hang macht das Abrechen und Zusammentragen des Heus und der abgeschnittenen Büsche zu einer Herausforderung. Der Landschaftspflegetrupp des Regierungspräsidiums hatte zuvor bereits mit Freischneider und Motorsäge Gehölze gerodet und verfilztes Gras gemäht. So hatten die rund 45 Mithelfenden allerhand zu tun,was angesichts der traumhaften Landschaft zu einem besonderen Erlebnis wurde. Mit Gabeln und Rechen schafften sie das Schnittgut aus dem Naturschutzgebiet.
Hintergrundinformationen:
Das Naturschutzgebiet „Oberer Berg“ wurde 1981 vom Regierungspräsidium Stuttgart auf einer Fläche von 18 Hektar ausgewiesen. Prägend sind Wacholderheiden,Buchenhangwald und Felsen am Albtrauf. Schutzzweck des Naturschutzgebiets ist die Erhaltung dieser Lebensräume mit ihrer artenreichen,charakteristischen und teils seltenen Flora und Fauna. Bemerkenswert sind zehn verschiedene Orchideenarten,darunter mehrere Händelwurz-,Knabenkraut- und Ragwurzarten. Mehr als 80 Vogelarten,darunter Baumpieper,Neuntöter,Grau-,Schwarz- und Kleinspecht sowie fünf Meisenarten brüten im Naturschutzgebiet. Unter den Schmetterlingen ist das Bergkronwicken-Widderchen hervorzuheben. Die Raupe dieser seltenen und gefährdeten Schmetterlingsart ernährt sich ausschließlich von den Blättern der Berg-Kronwicke. Selten ist auch der Kreuzdorn-Zipfelfalter,der seine Eier nur an sehr warmen Standorten auf Kreuzdornsträuchern ablegt. Heuschrecken trockenwarmer Standorte finden im Naturschutzgebiet ebenfalls ideale Lebensräume vor,zum Beispiel kommt die Rotflügelige Schnarrschrecke in den schuttdurchsetzten Bereichen der Wacholderheiden vor.
Das Naturschutzgebiet gehört wegen seiner ökologisch wertvollen Lebensräume und europaweit geschützten Tierarten auch zum europaweiten Naturschutznetz Natura 2000.
Publikationen
Zu den Naturschutzgebieten und zur Landschaftspflege im Oberen Filstal ist über das Regierungspräsidium Stuttgart eine kostenlose Broschüre erhältlich: „Landschaftspflegeprojekt Filsalb – ein Gewinn für Naturschutz,Landwirtschaft und Naherholung“ mit der Faltblattbeilage „Entdeckertouren auf der Filsalb“. Eine digitale Version ist auf der Internetseite des Regierungspräsidiums Stuttgart unter Themen > Umwelt > Natur- und Artenschutz > Naturschutzgebiete > Regierungsbezirk Stuttgart > Weitere Informationen > Falt- und Informationsblätter sowie auf der Internetseite der Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg abrufbar.
Mehr Informationen zu Naturschutzgebieten sind auf dem gemeinsamen Themenportal der Regierungspräsidien Baden-Württemberg > Umwelt > Naturschutzgebiete abrufbar.
PM Regierungspräsidium Stuttgart