Die Pünktlichkeitswerte der Bahn brechen ständig neue Negativrekorde. Das haben inzwischen auch die Vertriebsstrategen erkannt und kündigen den ersten Fahrplanwechsel seit Jahren ohne erhöhte Preise an.
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ICE im Kölner Hauptbahnhof: Chronische Unpünktlichkeit verträgt keine Preisaufschläge
Foto: Roberto Pfeil / dpa
Die Deutsche Bahn verzichtet zum diesjährigen Fahrplanwechsel im Fernverkehr erstmals seit sechs Jahren auf Preiserhöhungen. Konzernsprecher Achim Stauß verwies am Freitag zum einen auf »verkehrsökonomische Gründe«,weil Kunden wegen höherer Preise auf andere Verkehrsmittel ausweichen könnten.
In den vergangenen Jahren hatte die Bahn ihre Preise im Fernverkehr regelmäßig zum Fahrplanwechsel Mitte Dezember angehoben und das vor allem mit den steigenden Gehalts- und Energiepreisen begründet. Zuletzt waren vor einem Jahr etwa die sogenannten Flexpreise durchschnittlich um 5,9 Prozent angehoben worden.
Der Verzicht auf eine Preiserhöhung sei auch ein »Zugeständnis« an die Kunden wegen der vielen Verspätungen und Störungen im Betrieb.
Als Signal in dieser Richtung kann auch die Petition für die Wiedereinführung der Familienreservierung gelten,der sich mehr als 128.000 Menschen angeschlossen haben. Die Petition sei der Bahn bereits übergeben worden,sagte der Chef des Verkehrsclubs Deutschland (VCD),Matthias Kurzeck,der »Rheinischen Post« vom vergangenen Dienstag – der VCD hatte die Petition initiiert.
Zu Beginn des Monats hatte die Bahn eingeräumt,dass die Ziele für die Verbesserung der Pünktlichkeit für 2025 wohl kaum noch erreicht werden könnten. Im Fernverkehr waren im September lediglich 61,9 Prozent der Züge planmäßig unterwegs – deutlich weniger als im Vergleichsmonat des Vorjahres (67,9 Prozent). Bei den ICE- und IC-Zügen lag der Wert sogar nur bei 55,3 Prozent. Im Regionalverkehr kamen 87,2 Prozent der Züge pünktlich ans Ziel und damit fast so viele wie im September 2024 mit 89,2 Prozent. Die Bahn verwies auf viele Baustellen und Folgen von Vandalismus und mutmaßlichen Sabotageakten – etwa bei Hannover und in Nordrhein-Westfalen. Dies habe die Pünktlichkeit zusätzlich beeinträchtigt.
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Das Preismoratorium gilt nur für den Fernverkehr. Für Tickets im Nahverkehr gelten regional ganz unterschiedliche Regelungen. Mehrere Verkehrsverbünde haben bereits Preiserhöhungen zum Jahreswechsel angekündigt. Auch der Preis für das Deutschlandticket steigt ab Januar 2026 von derzeit 58 auf 63 Euro.
mik/AFP